28.11.2017
Gemeinsame Pressemitteilung der Deutsche Initiative Mountain Bike e.V. in Kooperation mit ADFC Baden-Württemberg e.V, Württembergischer Radsportverband e.V. und Badischer Radsportverband e.V.
In einer kürzlich von Minister Hauk beantworteten kleinen Anfrage der FDP/DVP Fraktion zum Umsetzungsstand der Mountainbikestrecken im Land offenbart sich das Scheitern des Konzeptes, einzelne Wege für Mountainbiker auszuweisen.
So sind, nach Bereinigung der Zahlen, vier Jahre nach Vorstellung des Mountainbike-Handbuchs gerade einmal 185 Kilometer schmaler Wege im Wald zum Radfahren ausgewiesen. Seit 2015 bewegt sich der Zuwachs nur um magere 35 km. Damit ist die Zielvorgabe, 850 km alleine im Schwarzwald auszuweisen, kläglich gescheitert.
Bei den vom MLR vorgelegten Zahlen handelt es sich nicht nur um schmale Wege. Aus Tauberbischofsheim wurden 40 km Trails gemeldet, die in der Realität breite Forststraßen sind. Aus Göppingen ist ein Projekt berücksichtigt, dessen Genehmigungsverfahren seit längerem stillsteht. Obwohl die FDP/DVP nach einer Unterscheidung hinsichtlich der Wegbreite gefragt hatte, wurden fast überall auch Wege erfasst, die zwar naturbelassen sind, aber breiter als 2 Meter. In der Konsequenz müssten die Zahlen daher nochmals deutlich nach unten korrigiert werden, was schmale Wege betrifft.
Auch die zukünftig geplanten Projekte, die das MLR anführt, erreichen nicht die Zielvorgabe, nach der 10% der beschilderten Mountainbike-Routen im Land schmale Wege sein sollten. Auch ist zu erwarten, dass viele der Wege im Abstimmungsprozess wieder gestrichen werden. So zeigt die kleine Anfrage auch, dass das Pilotprojekt Gipfeltrailim Schwarzwald an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigeplant wurde, weil es nicht gelungen ist, attraktive Wege genehmigungsseitig eingebunden zu bekommen.
Die Landesregierung ist aufgefordert, das Scheitern des Konzeptes einzugestehen und die im „Fahrradland Baden-Württemberg“ einzigartige Diskriminierung der Radfahrer aufzuheben. Der Eiertanz um die 2-Meter-Regel, an deren Wirksamkeit nur noch an Stammtischen geglaubt wird, lässt die Politik immer unglaubwürdiger werden. Dabei wäre gerade eine offenere Haltung zum Thema Mountainbike wichtig, um den ländlichen Raum für junge Menschen attraktiv zu halten.
Auch Gäste reisen lieber in Destinationen, die auf eine Freigabe aller Wege setzen und die verfügbaren Gelder nutzen, um zusätzliche MTB Angebote zu schaffen. So zeigt eine Region, dass Mountainbiker wirklich willkommen sind.
Hintergrund:
Nach dem Bundeswaldgesetz ist das Radfahren auf allen Straßen und Wegen erlaubt. Baden-Württemberg schränkt dies im §37.3 Landeswaldgesetz als einziges Bundesland auf Wege über 2 m Breite ein.
Die Regelung wird von einheimischen Radfahrern seit Bestehen in der Praxis ignoriert, was durch Studien aufgezeigt und selbst im aktuellen Magazin des Schwarzwaldvereines eingestanden wird. Der Mountainbikesport wird durch diese Gesetzgebung in der Illegalität gedrängt. Das Verbot bereitet nicht nur Probleme für Lehrkräfte und der Jugendarbeit der Vereine. Auch für den Tourismus, der keine attraktiven Strecken anbieten kann, stellt dies ein Problem dar.
Die Radverbände forderten 2014 in einer Petition mit 58.000 Unterschriften die Landesregierung auf, diese unnötige Regelung zu streichen. Die Landesregierung folgte aber dem Druck von Waldbesitzer-, Jagd- und Wanderverbänden das Pauschalverbot beizubehalten. Im Gegenzug sollten großzügig schmale Wege zum Radfahren ausgewiesen werden.
Als Zielvorgabe wurden 850 km schmale Wege unter 2 m Breite alleine im Schwarzwald auszuweisen formuliert. 80 km davon waren bereits im Bestand, 70 km kamen bis 2015 dazu. Dass diese Zahlen den Bedarf nicht annähernd decken, zeigt ein Vergleich mit den 85.000 km Forststraßen im Land, die in erster Linie für den Forstbetrieb angelegt wurden. Die bestehenden, aber für Radfahrer verbotenen Wege unter 2m Breite dürften mehrere 10.000 km Gesamtlänge haben.
Die Radverbände fordern weiterhin die Abschaffung des Pauschalverbotes der 2-Meter-Regel und nur an solchen Brennpunkten Lenkungsmaßnahmen zu treffen, wo dies fachlich geboten ist. Im „Forum Erholung und Wald“ konnte eine Annäherung der Spitzenverbände erreicht werden. Die Kampagne „Gemeinsam Natur erleben“ im Schwarzwald zeigt, dass Konflikte in der Landesfläche nicht existieren.
Kleine Anfrage zum Umsetzungstand 2017
https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/2000/16_2845_D.pdf
Kleine Anfrage zum Umsetzungstand 2015
http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Drucksachen/7000/15_7588_D.pdf
Ansprechpartner für die Deutsche Initiative Mountain Bike e.V.
Heiko Mittelstädt
DIMB Projektleiter Baden-Württemberg
heiko.mittelstaedt@dimb.de